17.12.2025: Stellungnahme der Bürgerinitiative zum rhenag-Schreiben an alle Fernwärmenutzer vom 09.12.2025
Bürgerinitiative Fernwärme ist maßlos enttäuscht von rhenag und Stadtverwaltung: "Neuer Tiefpunkt in den Beziehungen"
Die Bürgerinitiative (BI) reagiert auf das Schreiben der rhenag vom 09.12.2025 an alle Fernwärmenutzer. Das Schreiben wurde laut Angaben der rhenag mit der Stadt Mettmann abgestimmt.
Wir gehen davon aus, dass der neue Bürgermeister Herr Bär hier noch nicht eingebunden war. Ein erstes Gespräch des Bürgermeisters mit der BI zum Thema Fernwärme sollte in dieser Woche stattfinden. Auf Wunsch der BI wurde dieses Gespräch in den Januar verlegt, weil der Schock über das eingetroffene Schreiben der rhenag von uns erst verarbeitet werden muss. Wir nehmen Herrn Bär daher ausdrücklich von unserer Kritik in dieser Stellungnahme aus.
Abgestimmt wurde das Schreiben der rhenag offenbar mit dem Justiziar der Stadt, Herrn Bley, und dem technischen Dezernenten, Herrn Janseps. Beide haben bereits in den letzten Jahren das Thema Fernwärme für die Stadt betreut, beide wurden von der Vorgängerin im Bürgermeisteramt, Frau Pietschmann, in ihre Position gebracht.
Die Bürgerinitiative ist entsetzt über den Inhalt des rhenag-Schreibens - und dass die Stadt dieses bürgerfeindliche Schreiben abgesegnet hat.
Die rhenag hat es nicht für nötig gehalten, am 06.10.2025 einen Vertreter zur Vorstellung des Preisgutachtens zu schicken. Die gesamte Stadtspitze war da, zahlreiche Betroffene, aber darüber hinaus auch viele Politiker, Interessierte und Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft sowie die Presse waren im Rathaus von Mettmann versammelt. Nur die rhenag nicht, um deren problematische Fernwärmepreise es hier ging. Eine Ohrfeige für alle Anwesenden, die dort versucht haben, auf konstruktive und auch kompromissbereite Weise zu einer Lösung zu kommen.
Das verwundert nicht, wenn man das unseriöse Geschäftsgebaren der rhenag der letzten Jahre betrachtet: Immer wieder Abrechnungsfehler zu Ungunsten der Nutzer, Berechnung von 43 % Mehrwertsteuer, versehentliche Verdopplung des Grundpreises, versehentliche Preiserhöhung um 19 %, weil Brutto und Netto verwechselt wurde, mutmaßliche Rechtsfehler in den Preisanpassungsformeln usw. Ein Unding, dass die Stadt einem solchen Unternehmen eine Monopolstellung anvertraut, und die Bürger ohne Wechselmöglichkeit an die rhenag gekettet werden. Vermutlich niemand unter den Fernwärme-Zwangskunden würde noch etwas mit der rhenag zu tun haben wollen, wenn es eine Wechselmöglichkeit wie bei sonstigen Energieverträgen geben würde.
Die Verachtung, welche die rhenag den Bürgern von Mettmann entgegen bringt, setzt sich jetzt mit dem Schreiben vom 09.12.2025 fort. Die rhenag pickt sich einfach einen einzigen Punkt aus dem Preisgutachten heraus, der ihnen offenbar geeignet erscheint um zu behaupten, die extrem hohen Preise wären gerechtfertigt. Nur ist diese Argumentation in mehrfacher Hinsicht nicht zutreffend. Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Wir haben nunmal (noch) keine schicke Wärmepumpe oder Pelletheizung in unserem Fernwärmewerk am Quantenberg, sondern eine schnöde Gasverbrennung. Dann bitte nicht die Preise mit den genannten Heizarten vergleichen, sondern mit einer Gasheizung. Und verglichen damit ist die Fernwärme der rhenag in einem Musterhaushalt jedes Jahr um deutlich über 1.000 Euro (+ MwSt) zu teuer, wie die BI nachgewiesen hat.
Viele weitere Fakten aus dem Preisgutachten, welche die Position der Fernwärmenutzer durchaus stärken, werden von der rhenag einfach nicht beachtet. Wenn die Stadtverwaltung, also in diesem Fall Herr Bley und Herr Janseps, solch eine Argumentation der rhenag mittragen, dann war das Preisgutachten mit geschätzten über 20.000 Euro Kosten aus unseren Steuerzahlungen vollkommen nutzlos und herausgeworfenes Geld. Für weiterhin haltlose Behauptungen, die extrem hohen Preise wären schon ok, hätte es das Gutachten nicht gebraucht.
Für uns kaum zu fassen: Die rhenag besitzt die Unverfrorenheit, auf den umfangreich begründeten Vorschlag der BI zum Interessenausgleich vom 13.10.2025 mit keinem Wort einzugehen und diesen vollständig zu ignorieren. Und das, obwohl die BI hierin ihre Kompromissbereitschaft deutlich gemacht hat.
Wir haben ein Gegenangebot erwartet, das auf unsere begründeten Positionen eingeht und den Fernwärmenutzern zumindest ein Stück weit entgegen kommt. Aber nicht nur blieb dieses aus, in Teilen wurde es sogar verschlechtert gegenüber dem schwachen Angebot vom 09.09.2025, welches über eine Pressemitteilung der Stadt mitgeteilt wurde.
Die angebotene Erstattung von 48 Euro p.a. im Musterhaushalt basiert auf einer Berechnung der bbh im Preisgutachten, wonach der maximale Mischpreis im Neuvertrag um 0,48 ct/kWh überschritten wird. In derselben Grafik wird direkt daneben für den Altvertrag eine Überschreitung von 3,99 ct/kWh gezeigt. Aber auch für den Altvertrag bietet die rhenag nur eine Rückerstattung von 48 Euro p.a. an, also 88 % weniger als von bbh im Preisgutachten errechnet.
Wie in unserem Vorschlag zum Interessenausgleich erläutert und nachgewiesen, sind die Berechnungen von bbh zu den Preisüberschreitungen der rhenag insgesamt viel zu niedrig erfolgt. Schon für die Neuverträge ist diese Erstattung lächerlich wenig und nicht ansatzweise ausreichend. Aber dass den Nutzern des Altvertrags auch diese Erstattung von 48 Euro angeboten wird und noch nicht einmal das (auch noch viel zu niedrige) bbh-Ergebnis von 400 Euro, ist ein absoluter Witz. Eine Verhöhnung der "Kunden", die in diesem mutmaßlich mit schweren Rechtsmängeln behafteten Vertragstyp mit horrenden Preisen ausgebeutet wurden. Ein Vertrag, für die ein Notversorgungs- /Grundversorgungsindex zur Berechnung herangezogen wurde und immer noch wird. Die Fernwärme in Mettmann ist keine unplanbare Notversorgung!
Die rhenag will sich aus unserer Sicht aus den Verpflichtungen dieses Horror-Altvertrags herausstehlen, indem sie die Nutzer mit billigsten Abfindungen abspeist und in den Neuvertrag überführt. Der vor allem für die rhenag vorteilhafte Wechsel wird rückwirkend zum 01.01.2025 angeboten. Die Stadtverwaltung unterstützt diese unseres Erachtens kundenfeindliche Maßnahme der rhenag und bewirbt sie allen Ernstes "als Signal für die Wichtigkeit der Kundenbeziehungen". Haben Herr Bley und Herr Janseps aus der Stadtverwaltung hier eigentlich noch die Interessen der Bürger im Blick?
Wir hoffen, dass die Fernwärme-Zwangskunden nicht zum Spielball in aktuellen politischen Auseinandersetzungen im Rathaus werden. Ganz ausschließen können wir es nicht. Jedenfalls halten wir es für sehr ungewöhnlich, dass die handelnden Akteure ihrem neuen Vorgesetzten und Bürgermeister mit der Zustimmung zum rhenag-Schreiben große Probleme in der Fernwärmethematik bereiten.
Das Schreiben der rhenag (wie schon das Preisgutachten) geht weiterhin nicht darauf ein, dass das ganze Konstrukt Fernwärme in Mettmann rechtlich auf wackligen Beinen steht.
Ein langjähriger Fernwärmenutzer kürzt seit Jahren seine Fernwärmerechnung um erhebliche Beträge. Die rhenag erinnert ihn zwar immer wieder daran, die ausstehenden Beträge zu begleichen, mehr aber auch nicht. Inzwischen sind ca. 7.000 - 8.000 Euro davon verjährt, ohne dass die rhenag juristische Schritte eingeleitet hätte. Es wird seine Gründe haben, warum die rhenag hier eine juristische Auseinandersetzung scheut.
Das betrifft die Preissetzung, aber auch die Grundlagen des Konstrukts sind fragwürdig. Sogar eine von der Stadt beauftragte Rechtsanwältin hat in gemeinsamen Treffen Zweifel geäußert, ob der Anschluss- und Benutzungszwang für die Fernwärme-Zwangskunden in der aktuellen Form rechtlich tragfähig ist.
Für die BI wären die Unterlagen hierzu interessant, die der Stadt vorliegen. Laut Landesdatenschutzbeauftragtem muss die Stadt diese an die BI herausgeben. Sie wehrt sich aber seit einem Jahr mit Händen und Füßen dagegen, wie früher schon bei anderen Unterlagen. Auch hier findet wieder eine bemerkenswerte Entkopplung der Stadtverwaltung von ihren Bürgern statt.
Und das soll offenbar so weitergehen. Bei der anstehenden Transformation der Fernwärmeversorgung im Vorfeld des kommunalen Wärmeplans sollen die Bürger nun nicht mehr, wie von der Stadt mehrfach versprochen, beteiligt und eingebunden werden. Jetzt wird seitens der rhenag nur noch von zeitnaher Information gesprochen.
Eine Transformation der Fernwärmeversorgung ist dringend notwendig, die aktuelle
Umweltbilanz ist katastrophal. Ein Primärenergiefaktor von 1,58 ist schlechter als bei einem Kohlekraftwerk. Auch der KWK-Wert (Kraft-Wärme-Kopplung) sinkt immer weiter, aktuell nur noch 1,6%. Dieser ist ein wesentlicher Indikator für die Umweltverträglichkeit des Werkes. 98,4% der Wärme werden aus fossilem Brennstoff - Gas - gewonnen. Ab 2027 ist hier mit massiv steigenden CO2-Abgaben zu rechnen, nachdem die Bundesregierung die Einbindung in den europäischen Emissionshandel beschlossen hat.
Wir haben aufgrund unserer Erfahrungen die Sorge, dass bei einer Transformation wieder in erster Linie die Interessen der rhenag Beachtung finden. Auch uns ist eine umweltverträgliche Lösung wichtig, aber sie muss bezahlbar sein. Bisher stehen die Interessen der Bürger hinter dem Profitstreben der rhenag klar zurück. Dies darf bei der Transformation nicht wieder passieren.
Die Bürgerinitiative berät derzeit, wie es in diesem von der rhenag und den handelnden Akteuren der Stadtverwaltung geschaffenen neuen Tiefpunkt in den Beziehungen zu den Fernwärmenutzern weitergehen kann. Wir werden uns mit unseren Gedanken hierzu wieder melden. Input aus dem sonst passiven Teil der BI ist immer willkommen, jetzt besonders. Wir werden auch über unser Gespräch mit dem neuen Bürgermeister berichten, der nun diesen Scherbenhaufen vorfindet.